Ein Wochenendausflug in die Highlands mit „Der Pfau“ von Isabel Bogdan

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Foto: Jamie Street / Unsplash

Auf Bücher ist einfach immer Verlass: Sie sind das Reiseticket in unserem Sessel, wenn die Realität gerade eingeschränkte Möglichkeiten bietet, und sie führen uns an Orte, die wir vielleicht nicht entdeckt hätten, wenn wir die Reise selbst geplant hätten. Für ein Wochenende in den schottischen Highlands brauchen wir nichts weiter als Isabel Bogdans Roman „Der Pfau“ und einen Nachmittag zum Lesen – und danach ist gute Laune garantiert. Klingt das verlockend? Dann erfährst du hier mehr über deine nächste Reise in Buchform.

Worum es geht:

Vier Banker, ihre Chefin, eine Psychologin, eine Köchin und ein verrückt gewordener Pfau verbringen ein Teambuilding-Wochenende in den schottischen Highlands: Das ist das Setting für Isabel Bogdans extrem unterhaltsamen Roman.

Im Investmentabteilungs-Team einer Londoner Bank lässt die Gruppendynamik Luft nach oben, und so wird die gesamte Abteilung zum Teambuilding nach Schottland geschickt. Niemand hat wirklich Lust auf dieses Wochenende, geschweige denn auf die Spielchen der Psychologin – und dann taucht auch noch dieser verrückte Pfau auf. Es beginnt ein absurdes Wochenende voller Komplikationen, gutem Essen und komplizierten Verwicklungen.

Das Besondere an diesem Buch:

Die locker-leichte, präzise und sehr ironische Erzählweise gibt diesem Buch eine Wachheit und eine Lebensfreude, die mich an Jane Austen erinnert hat. Der Roman ist elegant konzipiert, auf lustige Art verschachtelt und voller scharfer Beobachtungen.

Die ehrgeizige, wenig großzügige Figur der Chefin wird sicherlich vielen bekannt vorkommen, die Team-Dynamik ist genauso überzeugend wie unterhaltsam und das gute Essen der Köchin lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. So ist Isabel Bogdans Roman voller Dynamiken, in denen man das eigene Leben wiedererkennt, durch seine leicht absurde Note aber auch eine Lektüre, die man mit ironischem Abstand lesen kann und sich dabei prächtig amüsiert.

Ein guter Moment für „Der Pfau“:

Wenn du eine Lektüre suchst, die dich zum Lachen, mindestens aber zum Schmunzeln bringt, bist du bei „Der Pfau“ richtig. Dieses Buch bietet eine unanstrengende, aber aufbauend gut geschriebene Lektüre in Zeiten, in denen du erschöpft bist, viel los ist oder du viel arbeiten musst und wirklich keinen Kopf für anstrengende Bücher hast. Mit „Der Pfau“ kannst du abends abschalten, dich entspannen und wirst dabei ziemlich viel Spaß haben.

Auch in Zeiten, in denen du eine richtige Auszeit bräuchtest, sie aber gerade nicht in Sicht ist, kannst du statt deinem eigenen Wochenendtrip die Roman-Variante nehmen, mit den Bankern ins Auto steigen und in die schottische Natur abtauchen. Du wirst die Landschaft und das heruntergekommene Herrenhaus so lebhaft vor Augen haben, dass du nach der Lektüre selbst das Gefühl hast, gerade ein Wochenende verreist gewesen zu sein. Und dann macht das Buch auch noch ein wenig Hoffnung für den Alltag, der dich erwartet: Es zeigt nämlich, dass Menschen doch einen Draht zueinander finden können, auch wenn man nicht mehr damit rechnet.

Buchcover zu Der Pfau von Isabel Bogdan
Cover: suhrkamp.de

Wer bei diesem Buch in jeder Stimmung richtig ist:

  • Alle, die liebend gern ein Wochenende in den schottischen Highlands verbringen würden.
  • Alle, die im Bezug auf Gruppendynamiken das Wort „spannend“ verwenden.
  • Alle, die bei ihrer Lektüre überrascht und zum Lachen gebracht werden wollen.
  • Alle, die Jane Gardams Romane auf Deutsch gelesen haben und Freude daran hatten. Diese Bücher hat nämlich Isabel Bogdan übersetzt und viel von dem subtilen Witz, der die Übersetzungen prägt, findet sich auch in „Der Pfau“.

Wann ich zu etwas anderem greifen würde:

„Der Pfau“ ist kein Buch, das dich richtig provoziert oder zum Umdenken bringt – es ist einfach richtig gute und ungewöhnlich gut geschriebene Unterhaltung. Wenn du aber gerade ein Buch suchst, das dich mehr fordert, dir Denkanstöße gibt oder dich tiefergehend packt, greif lieber zu einer anderen Lektüre.

„Während die Welt schlief“ ist zum Beispiel ein Roman, der dich zum Nachdenken bringen, aber auch emotional packen wird. „Kleine Feuer überall“ ist das Richtige, wenn es spannend werden soll, und „Nora Webster“ würde ich dir empfehlen, wenn du eine stille, kraftvolle, bewegende und vielschichtige Lektüre suchst.

Der Moment danach:

Wenn du den „Pfau“ fertig gelesen hast, kann es sein, dass du eine Kontrastlektüre brauchst – dann wirst du vielleicht im vorhergehenden Absatz fündig. Es kann aber auch sein, dass du so richtig britisch gestimmt bist und noch nicht bereit bist, dich davon zu verabschieden. In dem Fall ist „Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett genau das richtige Buch. Hier findest du eine weitere Ladung britischen Humor, messerscharfe Sprache und beste Unterhaltung.

Daten zum Buch:

Titel: Der Pfau
Autorin: Isabel Bogdan
Verlag: Insel Taschenbuch
Seiten: 247
Preis: 10€
ISBN: 978-3-458-36297-5

Ursprünglich ist das Buch bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Hier findest du es als gebundenes Buch und als E-Book, bei Insel Taschenbuch als Taschenbuch.

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. AM

    Liebe Felicitas,
    ich habe schon lange nicht mehr so gelacht bei der Lektüre eines Buches, das tat wirklich gut. Danke für den Tipp!

    1. admin

      Guten Morgen!
      Das freut mich sehr zu hören! Wie schön, dass das Buch dich zum Lachen gebracht hat – meinen Humor hat es auch ziemlich genau getroffen 🙂
      Liebe Grüße
      Felicitas

  2. Wendelin

    Hi Felicitas,

    habe das Buch gerade ausgelesen und mir daraufhin nochmal deine Besprechung durchgelesen. Ich fand sie im Rückblick wirklich sehr präzise – wie du sagst, ist es ein sehr ironisch geschriebenes Buch, das einen zum Schmunzeln bringt, das man leicht liest und das die Atmosphäre vor Ort gut schildert. (Auch wenn ich meinen Urlaub nicht unbedingt eingeschneit in den Highlands verbringen wollte…) Gegen Ende hin hatte ich erst eine Weile auf eine richtige Auflösung gewartet, aber der eigentliche Clou hatte sich dann viel später im Buch versteckt als ich erwartet hatte (ohne hier zu viel verraten zu wollen, für die, die das Buch noch nicht gelesen haben, aber du weißt bestimmt, was ich meine). Wenn das Buch verfilmt werden sollte, würde ich Hugh Grant für den Lord vorschlagen und Johnny Depp für den Pfau. Was meinst du?

    LG Wendelin

    1. admin

      Hi Wendelin,
      schön, von deiner Leseerfahrung mit „Der Pfau“ zu hören! Ich finde auch, dass das Buch einfach sehr gut angelegt und konstruiert ist, da hat man bis zur letzten Seite seine Freude an den Irrungen und Wirrungen – und muss doch selber nicht vor Ort eingeschneit sein, das finde ich auch sehr angenehm. Dein Vorschlag zur Film-Besetzung gefällt mir außerdem sehr gut – da würden sie beide sicher aufblühen!
      Danke für die schöne Rückmeldung!
      Liebe Grüße
      Felicitas

  3. Wendelin

    Hi Felicitas,

    klasse, danke für die Anregung! Habe es gerade bestellt!

    LG Wendelin

    1. admin

      Hi Wendelin,
      wie schön, dass du Lust auf „Der Pfau“ bekommen hast. Ich finde, da hast du eine sehr gute Wahl getroffen und ich hoffe, du hast viel Spaß damit!
      Eine schöne Lektüre und liebe Grüße
      Felicitas

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